Weihbischof Franz Josef Kuhnle gestorben

Weihbischof Franz Josef Kuhnle. Bild: DRS/Rolf Schulte Am 04.02.2021 ist Weihbischof Franz Josef Kuhnle (Diözese Rottenburg-Stuttgart) verstorben. Vor vielen Jahren -1946- begann er sein Studium im Kriegsgefangenlager Chartres - dem Seminar hinter Stacheldraht. Sein Regens war Franz Stock. 949 Seminaristen und Dozenten zählte dieses außergewöhnliche und für viele prägende Seminar.Gerne erinnern wir uns auch an eine Veanstaltung mit Weihbischof Kuhnle 2009 in Kloster Reute.

Nachfolgend ein Nachruf der Diözese Rottenburg-Stuttgart:

Gottesmann mit Charme und Begeisterung
Weihbischof Franz Josef Kuhnle mit knapp 95 Jahren gestorben
Stets den Menschen zugewandter Seelsorger hat die Diözese geprägt



Franz Josef Kuhnle, von 1976 bis 1991 als Weihbischof in der Diözese Rottenburg-Stuttgart für den Bereich Caritas, die Behindertenseelsorge sowie die Priester- und Theologenausbildung zuständig und nach dem Tod von Bischof Georg Moser 1988 interimsweise für ein Jahr als Administrator ihr Leiter, ist am gestrigen Donnerstag mit knapp 95 Jahren in Tettnang verstorben. Mit ihm verliert die Diözese einen sehr beliebten Seelsorger, der seine Ernennung zum Weihbischof 1976 mit den Worten kommentiert hatte: „Ich hoffe, dass unter Mitra und Pontifikalgewändern der Mensch sichtbar bleibt und dass nicht das Amt, sondern der Mensch, der es ausübt, überzeugt!“

Bischof Gebhard Fürst würdigt den Verstorbenen als einen vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägten und aufgeschlossenen Theologen und zugewandten Seelsorger, der bis in die jüngste Zeit hinein die Gabe hatte, Menschen jeglichen Alters für die Botschaft des Evangeliums zu begeistern. „Unzählige Menschen weit über die Kirchengrenzen hinaus durften Weihbischof Franz Josef Kuhnle als Glaubenszeugen und Hoffnungsboten erleben“, so Bischof Fürst.

Ob in der persönlichen Begegnung oder in der Predigt - Franz Josef Kuhnle ging auf die Menschen zu. Er suchte das Gespräch und fand Worte und Symbole für den Glauben, die die Leute verstanden. So gelang es ihm in seiner charmanten und doch geradlinigen Art, andere von seinen pastoralen und sozialen Ideen zu begeistern.

Am 27. April 1926 in Ravensburg geboren, hatte er als Kriegsgefangener zunächst von 1945 bis 1947 in dem von Abbé Franz Stock eingerichteten Priesterseminar im französischen Chartres Theologie studiert. Nach Abschluss seines Studiums in Tübingen weihte ihn Bischof Carl Joseph Leiprecht 1952 in Ellwangen zum Priester. In Ravensburg und Friedrichshafen wirkte Kuhnle als Vikar und am Rottweiler Konvikt als Repetent. 1960 trat er nach vier Jahren als Diözesanjugendseelsorger in Wernau seine erste Pfarrstelle in Künzelsau an. 1969 wählten ihn seine Mitbrüder zum ersten Sprecher der Priesterrats der Diözese.

Papst Paul VI. ernannte den engagierten Priester, der inzwischen Stadtpfarrer von St. Fidelis und Dekan in Stuttgart war, 1976 zum Weihbischof von Rottenburg und Titularbischof von Sorres (Sardinien). Am 27. November desselben Jahres spendete Bischof Georg Moser ihm in St. Eberhard in Stuttgart die Bischofsweihe. Über die Diözese Rottenburg-Stuttgart hinaus bekannt wurde Kuhnle als Sprecher der ARD-Sendung „Das Wort zum Sonntag“.

Die Weitergabe des Glaubens an die kommende Generation lag Kuhnle am Herzen. Neben der grundsätzlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema auf der Diözesansynode 1985/86 motivierte er selbst im Sinne seines bischöflichen Wahlspruches "Gott ist treu" viele junge Menschen, ihrem Glauben zu trauen und einen Beruf oder eine Aufgabe in der Kirche zu übernehmen.

Seinen ursprünglichen Plan, nach zehn Jahren als Mitglied der Diözesanleitung wieder in die Pfarreiseelsorge zurückzukehren, musste Kuhnle wegen Krankheit und Tod von Bischof Georg Moser bis nach dem Amtsantritt Bischof Walter Kaspers verschieben.

Von 1991 bis 1997 gab er als Pfarrer in den Kirchengemeinden Schwarzenbach und Roggenzell im Süden von Wangen im Allgäu nachhaltige Impulse für eine lebendige Gemeinde. Generalvikar Dr. Clemens Stroppel: „Nachdem ich den neuen, begeisternden Weihbischof mit 17 Jahren bei Jugendexerzitien kennengelernt hatte, begegneten wir uns vielfältig. Bis zuletzt interessierte er sich für das Leben unserer Kirche und Diözese und konnte es prägnant und zugleich hoffnungsfroh kommentieren.“

Seinen Ruhestand verbrachte Franz Josef Kuhnle in Oberzell bei Ravensburg. Er war weiterhin ein gefragter Firmspender in der Umgebung und Zelebrant in Gottesdiensten vor Ort. Solange es seine Gesundheit erlaubte, wanderte er in seiner Heimat mit Blick auf Bodensee und Alpen und pflegte langjährige Freundschaften. Seine letzten Monate verbrachte er im Pflegeheim in Tettnang, wo er sehr unter den Corona-Kontaktbeschränkungen litt.

Das Requiem für Weihbischof Kuhnle findet am kommenden Freitag, 12. Februar, um 14:00 Uhr in St. Petrus und Paulus in Weißenau statt, die Beisetzung im Anschluss in Oberzell.

Wir danken der Diözese Rottenburg-Stuttgart
für die Freigabe des Textes sowie des Fotos