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Von einer Verfolgten zu einer Versöhnenden

piktojugilaum.jpgReferentin: Helga Walbaum (Paris)

am Di., 15.04.2008, 19.30 Uhr
im Pfarrheim / Johanneshaus St. Johannes Sundern (Stadtplan)
Dr.-Josef-Kleinsorge-Platz 2, 59846 Sundern
(frühere Anschrift Hauptstraße 109) und

am Do., 17.04.2008, 19.30 Uhr
im Mariengymnasium Arnsberg (Stadtplan)
Königstr. 36a, 59821 Arnsberg

Eine Veranstaltung des Kath. Bildungswerkes Arnsberg-Sundern
in der Vortragsreihe: Franz Stock - Impulse für Versöhnung und Frieden im Westen wie im Osten

* Fotos von der Vortragsveranstaltung am 15.04. in Sundern
* Fotos von der Vortragsveranstaltung am 17.04. in Arnsberg

Presseberichte:
Westfalenpost Sundern, 16.04.2008, Max Schumacher

Deutsch-Französische Begegnung

Kontakte mit Franz Stock
Sundern. „Von einer Verfolgten zu einer Versöhnenden” - unter diesem Motto erzählte am Dienstagabend Helga Walbaum von ihren persönlichen deutsch-französischen Erlebnissen und über ihre Verbindung zu Franz Stock.

Das katholische Bildungswerk Arnsberg-Sundern hatte jetzt die 81-Jährige ins Johanneshaus eingeladen.Ihre Geschichte ist beeindruckend:

Der Familie Walbaum, die in Wuppertal lebte, wurde zum Verhängnis, dass der Vater Jude war, obwohl er schon früh zur katholischen Kirche konvertierte. „Wir lebten wie eine streng katholische Familie. Dann kamen die Nürnberger Gesetze und wir waren plötzlich keine katholische Familie mehr, sondern eine jüdische.” Die Familie floh 1938 nach Paris. Da war Helga Walbaum elf Jahre alt. In Paris hatte die Familie erstmals mit Abbé Franz Stock Kontakt, der ihr mit Rat und Tat zur Seite stand. Doch die Situation war nicht einfach: „Wir wurden als ,feindliche Ausländer' betrachtet, da wir nun mal Deutsche waren.” Immer wieder musste die Familie damit kämpfen, dass sie keinen festen Halt hatte. Sie war zu diesem Zeitpunkt weder deutsch noch französisch. Außerdem waren die Walbaums auch dem Druck der deutschen Behörden ausgesetzt: „Einmal in der Woche musste ich zur Hitlerjugend. Dafür war ich also nach Paris gekommen.” Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Frankreich floh die Familie aufs Land. Durch einen Zufall entdeckte die Gestapo den Vater von Helga Walbaum: „Sie hatten einen englischen Offizier namens Philip gesucht. Da mein Vater genau so hieß, spürten sie ihn auf und nicht den Engländer.” Der Vater wurde ins Lager Drancy gebracht, einer Station vor den Vernichtungslager. Nur Franz Stock ist es zu verdanken, dass der Vater lebend aus diesem Lager kam. Stock hatte sich bei der Lagerleitung für den Katholiken eingesetzt. Einen Tag im August 1944 hat Helga Walbaum ganz besonders in Erinnerung: „Mein Vater überlebte einen Bombenangriff auf die Abschussbasis von V1-Raketen, wo er Zwangsarbeit leisten musste. Gleichzeitig hatten uns französische Widerstandskämpfer als ,feindliche Spioninnen' verhört und meiner Mutter angedroht, sie würden mich erschießen, wenn sie nicht sprechen würde. Ich stand an der Wand, die Waffen auf mich gerichtet und entsichert. Sie wollten bis 10 zählen und waren bei 8 angekommen, als plötzlich ein Offizier hineinstürmte und die Soldaten für einen Kampf in Limoges anforderte. Man ließ uns einfach stehen. Es hatte noch nicht sein sollen.” Nachdem der Vater im Dezember 1944 von den Engländern befreit worden war, kehrte er zur Familie zurück, die wieder nach Paris zog. Nach dem Krieg trafen die Walbaums Franz Stock im August 1947 wieder. Im gleichen Jahr verbrachten sie auch das Weihnachtsfest zusammen. Helga Walbaum hat Franz Stock in durchweg positiver Erinnerung: „Stock hatte uns sehr viel geholfen und da, wo er hinkam, da gefiel er.” Sie beschreibt ihn auch als Wurzel für die deutsch-französische Versöhnung. Und der Einsatz für diese Versöhnung zwischen Deutschen und Franzosen für sie selbstverständlich: „Das muss doch sein. Deutschland und Frankreich - die müssen einfach zusammenarbeiten.” Thomas Bertram vom katholischen Bildungswerk ist es wichtig, besonders auch die Jugendlichen durch Zeitzeugen zu erreichen. „Wir möchten zeigen, wie ein normaler Mensch in seinem Glauben leben kann und Werte für sich und auch für andere umsetzen kann. Franz Stock kann Anregung für unser persönliches Leben sein.”

Ein zweiter Vortrag am 17.04.2008 war mit gut 150 Zuhörern ebenfalls ausgesprochen gut besucht. Nachfolgend ein Pressebericht der Westfälischen Rundschau, Arnsberg vom 19.04.2008:

Helga Walbaum schildert Eindrücke des zweiten Weltkriegs - gute Freundin von Franz Stock
Zeitzeugin bringt Schüler ein Stück deutsche Vergangenheit nahe

WR_Foto Vortrag Walbaum 17.04.2008Zeitzeugin Helga Walbaum schildert Eindrücke des zweiten Weltkriegs und berichtet von Begegnung mit Franz Stock (WR-Bild: Goik)

Von Katharina Goik

Arnsberg. Die heute 82-jährige Helga Walbaum musste im Alter von elf Jahren mit ihrer Familie nach Paris fliehen. Am Donnerstag berichtete die Zeitzeugin in ihrem Vortrag mit dem Titel „Von einer Verfolgten zu einer Versöhnenden" im Mariengymnasiums von ihren Begegnungen mit Franz Stock.

Zum 60-jährigen Todestag von Franz Stock im Februar dieses Jahres beschlossen das Katholische Bildungswerk Arnsberg-Sundern und das Franz-Stock Komitee Arnsberg e.V. den Menschen hier, vor allem den Jugendlichen, ein Stück der Lebensgeschichte von Franz Stock und unserer Vergangenheit zu veranschaulichen. Aber nicht durch trockene Vorträge von Historikern, sondern durch Berichte von echten Zeitzeugen; die aus ihrem eigenen Leben berichten können.

Franz Stock war ein „normaler" Schüler aus Neheim, ein Mann von hier, der sich trotz einer äußerst schwierigen politischen Situation für Andere einsetzte. Ein Beispiel für sein Engagement ist die Geschichte von Helga Walbaum und ihrer Familie, von der die Zeitzeugin berichtete. Ihr Vater, ein geborener Jude, heiratete eine katholische Frau, ließ sich und seine Kinder taufen und sie lebten als streng christliche Familie zusammen. Als die Situation in Deutschland 1938 immer schwieriger wurde, beschloss der Vater, der rege geschäftliche Kontakte nach Frankreich hegte, dorthin auszuwandern.

Familie Walbaum lernte Franz Stock schon früh kennen und die Beziehung vertiefte sich nach und nach. Ein Weihnachtsfest und zwei Wochen in der Bretagne wurden sogar zusammen verbracht.
Er war ein enger Freund der Familie. Im Krieg lebte die Familie in großer Angst. Durch eine Verwechslung wurde der Vater von Helga Walbaum 1942 verhaftet. Man fand heraus, dass er unschuldig war und er wurde in ein Zwischenlager gebracht. Um nicht in einer der gefürchteten Todeslager zu kommen, musste er allerdings innerhalb von 14 Tagen ein Zertifikat nachweisen, dass seine Gattin keine Jüdin war. In dieser kurzen Zeit war dies aber unmöglich und nur durch Kontakte und großen Einsatz von Franz Stock konnte eine Deportation abgewendet werden.
Franz Stock ging durch großen Einsatz für Benachteiligte, vor allem als Seelsorger, in die Geschichte ein und war eine wichtige Person für die Wiederherstellung der Deutsch-Französischen Freundschaft nach dem zweiten Weltkrieg.

Vorankündigung:
Helga WalbaumFrau Helga Walbaum wurde 1926 in Köln geboren und verbrachte die ersten Jahre ihrer Kindheit in Wuppertal. Aus Gründen rassischer Verfolgung flohen ihre Eltern 1938 nach Paris. Dennoch konnte sie dort eine Schule für Botschaftskinder besuchen. Dabei kamen sie und ihre Familie mit Franz Stock in Kontakt. Als ihr Vater wegen seiner Abstammung ins Gefängnis musste, hat Franz Stock ihn aus diesem gerettet.

Nach dem Krieg ist Frau Walbaum in Paris geblieben und hat sich sowohl beruflich als auch ideell intensiv mit all den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Franzosen eingesetzt.

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