Arnsberger Schüler auf den Spuren Franz Stocks in Paris

Schülerinnen, begleitende Lehrerin und Vertreter des Komitees bei einem Vorbereitungstreffen im Elternhaus von Franz Stock.14 Schülerinnen der weiterführenden Schulen Arnsbergs waren vom Franz-Stock-Komitee zu einer Fahrt nach Paris eingeladen. Dort konnten sie auf den Spuren von Franz Stock den historischen Hintergrund der Zeit, in der Franz Stock lebte und wirkte, kennen lernen. Das Komitee möchte durch dieses Angebot auch das Engagement der Schulen und Schüler würdigen und weiter fördern die französische Sprache zu erlernen.

Es war eine Reise voller interessanter Begegnungen, voller Denkanstöße und voller Eindrücke. Eine Schülerin fasste es auf der Rückfahrt mit folgendem Satz zusammen: „Wir haben Franz Stock für uns entdeckt“. Hauptprogrammpunkt war die Teilnahme an einem Kolloquium mit dem Thema Kolloquium mit dem Thema „Widerstand von Christen gegen den Nationalsozialismus" das unter der Schirmherrschaft des Ministère des Affaires européennes, des deutschen Botschafters in Frankreich, der Konrad Adenauer Stiftung, pax-christi France, Fraternité St. Liboire, Robert Schuman-Stiftung und des Institut historique allemand stand.

Professor Etienne Francois, Mitglied der Franz-Stock-Vereinigung in Frankreich, der sowohl an der Universität Paris (Panthéon-Sorbonne) als auch an der Freien Universität Berlin lehrt, initiierte diese Veranstaltung.

Namhafte HistorikerInnen beschrieben den christlichen Widerstand sowohl in Deutschland als auch in Frankreich, erinnerten u.a. auch an deutsche Widerstandskämpfer wie Dietrich Bonhoeffer, Eugen Karl Albrecht Gerstenmaier sowie an die Mitglieder der „weißen Rose“ (Geschwister Scholl). „Das wichtigste Leitmotiv des Widerstandes in Deutschland war der Glaube“, so die Aussage von Professor Gilbert Merlio, Germanist und Historiker an der Universität Paris-Sorbonne.

Das Auditorium Maximum des Collège des Bernadins in Paris war bis zum letzten Platz gefüllt und alle Zuhörer hatten die Möglichkeit, nach einem jeweils 30-minütigen Referat der fünf HistorikerInnen Fragen zu stellen bzw. ein Statement abzugeben. Alle Vorträge wurden simultan übersetzt.

Am Abend sprach der deutsche Historiker Rudolf von Thadden über „Eine deutsche protestantische Familie im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ Er beschrieb das Leben seiner eigenen Familie, die in Pommern lebte.

Fotos 1:



Die Schülergruppe besuchte auch den Mont Valérien im Pariser Ortsteil Surènes. Der französische Militärpfarrer M. JJ. Macron führte die Gruppe. Sehr eindrucksvoll wies er auf die wichtige Arbeit von Franz Stock hin, der die zum Tode verurteilten Menschen bis zum Erschießungspfahl begleitete. Die Gruppe ging schweigend und mitfühlend diesen letzten Weg, den die zum Tode Verurteilten gehen mussten.

Es gab jedoch auch noch Zeit, Paris zu entdecken: Ein Spaziergang über die Champs-Elysée am Freitagnachmittag und vom Trocadéro zum Eiffelturm sowie der 2-stündige Aufenthalt auf dem Mont Martre mit Sacré Coeur.

Begleitet wurden die Schülerinnen von Mitgliedern des Franz-Stock-Komitees (Margreth Dennemark, Brigitte Blei und Dieter Lanz) sowie Regina Möller-Fraikin, Lehrerin des Laurentianums.

Das Komitee dankt der Sparkasse Arnsberg-Sundern und der Volksbank Sauerland für die finanzielle Unterstützung, die dieses Projekt möglich gemacht hat.

Fotos 2:

Joseph-Rovan-Preis 2011 der französischen Botschaft in Berlin

Mit diesem Projekt hat sich das Komitee im November 2011 um den Joseph-Rovan-Preis der französischen Botschaft in Berlin beworben und einen vierten Preis erreicht. Gereon Fritz, Präsident der Deutsch-Französischen-Gesellschaften Deutschlands, schreibt dazu:  "Wie großartig und einfallsreich unsere DFGen (Anm: Deutsch-Französischen Gesellschaften) vor Ort agieren, dem Franco-Allemand dienen und die Jugend im Blick haben, das wurde bei der diesjährigen Verleihung des Joseph-Rovan-Preis des französischen Botschafters an die Deutsch-Französischen Gesellschaften am 19. November 2011 in Berlin offenkundig. 65 Personen aus unseren DFGen sind der Einladung von S.E. Maurice Gordault-Montagne gefolgt, 27 Gesellschaften haben ihre Projekte des Jahres zum Wettbewerbsthema „Jugend und Mobilität“ eingereicht.

Mit unserem Wettbewerbsbeitrag sind wir in die Vorauswahl gekommen. Als eine von 5 Gesellschaften hatten wir die Gelegenheit unsere Arbeit dem französischen Botschafter, S.E. Maurice Gordault-Montagne und den anderen anwesenden Vertretern vorzustellen. Die anderen 26 Projekte waren über einen wesentlich längeren Zeitraum angelegt, als unser kurzer Besuch in Paris, daher ist unser Platz sehr erfreulich.

Auszug aus den Reaktionen der Teilnehmerinnen:

  • ....Aber am faszinierendsten empfand ich den Beitrag über den Widerstand in Frankreich.(Es) hat mich sehr gefreut, dass mir durch das Kolloquium noch einmal ein besserer Eindruck vermittelt wurde, wie genau der Widerstand in Frankreich aussah. In jeder Hinsicht lässt sich dieser Nachmittag als äußerst lehrreich und interessant bezeichnen, der mir und auch allen anderen sehr viel Neues vermitteln konnte.
  • .... Ich denke, dass wir Franz Stock nicht dankbar genug sein können, dass er eine Annäherung zwischen unseren beiden Ländern nach den Gräueltaten der Nazis überhaupt möglich gemacht hat. Vielleicht können wir alle ein wenig dazu beitragen, dass unsere Länder sich weiter versöhnen, indem wir versuchen eine gute Beziehung aufzubauen und die deutsch-französischen Kontakte gewissenhaft pflegen und ausbauen. Ich wünschte, dass diese Kontaktaufnahme noch vereinfacht werden könnte, sodass Jugendliche aus beiden Ländern noch einfacher in Kontakt treten könnten und somit eine Versöhnung weiter voran bringen.
  • Besonders beeindruckend war auch noch die Herzenswärme die uns während unseres Aufenthaltes im Collège (von den französischen Besuchern) gezeigt wurde. Von jeder Seite wurde man angesprochen, ob wir die Schüler aus Deutschland waren. Und egal ob  sie jemals Deutsch gesprochen hatten, es niemals gelernt hatten oder immer noch fließend konnten, die Kontaktaufnahme war nie zögerlichm sondern und immer freundlich. Besonders zwei ältere Damen, die mit uns nach dem letzten Colloquium ansprachen, waren herrlich.
  • Oft vergisst man im Trott des Alltags was eigentlich wichtig ist im Leben. Ein solcher Austausch, und dann auch noch Themenbezogen, ist immer eine Bereicherung – für Kopf und Herz. Wir sollten uns öfter dran erinnern miteinander zu reden, uns auszutauschen, auch interkulturell um nie zu vergessen wie viel wir voneinander lernen können – und wie viel wir eigentlich gemeinsam haben!
  • An diesem Wochenende haben wir eine Menge gelernt, gesehen und nachgedacht über Franz Stock und die Taten die er vollbracht hat zum Wohl anderer. Innerhalb von wenigen Tagen sind wir zu einer kleinen Familie zusammen gewachsen und halten selbst nach dieser Reise weiterhin Kontakt.
  • Insgesamt haben uns alle Vorträge im Kolloquium sehr gefallen, allerdings fanden wir es manchmal schwer, die direkt übersetzten Sätze (durch die Simultanübersetzer) in einen sinnesgemäßen Zusammenhang zu bringen. Besonders interessiert hat uns der Vortrag von Rudolf von Thadden in dem er von der politischen Geschichte Deutschlands berichtet und dabei seine Familie von Thadden im Mittelpunkt steht. Außerdem haben uns die freien Diskussionen nach den Vorträgen gut gefallen, da man so die Sichtweise und Reaktionen der anderen meist französischer Besucher mitverfolgen konnte.
  • ...ich (habe) sehr viel über Franz Stock gelernt und ich denke, dass er heut zu Tage in Deutschland noch mehr geehrt werden sollte, da er wirklich großartige, selbstlose Taten vollbracht hat. Ich bin der Meinung man sollte den Menschen, insbesondere den Jugendlichen, diese überragende Persönlichkeit näher bringen, da er einen wichtigen Grundstein für die deutsch- französische Freundschaft gelegt hat und wir ohne ihn vielleicht nicht da wären wo wir heute sind.
  • ...ich (bin) noch nie in Paris bzw. Frankreich (gewesen), (daher) konnte ich vorher nicht genau meine Meinung dazu äußern. Doch jetzt kann ich nur sagen, dass dieses Land bei mir großes Interesse auslösen konnte und dass ich es vielleicht einmal noch näher kennen lernen möchte. Besonders bewegt hat mich auf dieser Reise jedoch die Geschichte zwischen Frankreich und Deutschland und der Geschichte von Franz Stock, deren Spuren wir in diesen Tagen folgen konnten. Ich bin sehr froh darüber, dass wir, als die neue Generation, auf so viele unterschiedliche Menschen unterschiedlicher Generationen, getroffen sind. Denn dank dieser Menschen ist die Geschichte Franz Stocks und somit die Hoffnung auf Frieden nicht in Vergessenheit geraten. Franz Stock hat uns gezeigt, dass jeder Mensch für eine bessere Welt kämpfen kann, wenn er auf sein Herz hört und dieses für seine Mitmenschen öffnet.
  • Ich habe durch die Fahrt viel über Franz Stock erfahren dürfen. Die Vorträge der Historiker waren auch ziemlich interessant aber am besten fand ich den Besuch beim Mont Valérien weil man dort viel besser die Aufgabe von Franz Stock verstehen kann.
  • Authentisch, freundlich und logisch wurde über Franz Stock gesprochen. Man konnte gut folgen und war berührt von dem, was ein deutscher Priester in einer Zeit, in der es wohl kaum schwieriger für zwei Nationen sein konnte, leistete.
  • Neue Bekanntschaften und Freundschaften haben sich auf jeden Fall in Paris, der Stadt die polarisiert, gebildet. Fotos und Signaturen sind bester Beweis dafür. ln einer Einheit wurde Paris entdeckt. Gemeinsam würde über Stock gesprochen. ln der Gruppe wurden Bilder von Paris gezeigt, kommentiert und wertgeschätzt. Freundschaft, unbekannte Perspektiven und der Eiffelturm. Was braucht man mehr?
  • Ich selbst fand die Begegnungen im Namen Franz Stock in Paris sehr interessant. Die Fahrt war noch schöner als ich es gedacht habe. Eine wunderschöne Zeit bleibt bei mir im Gedächtnis und mehr Interesse an Französisch lernen habe ich jetzt auch.
  • …. Wir haben (nach der Fahrt in der Schule) ein Referat von zwei Stunden in « Französisch » gehalten, viele Bilder gezeigt. Wir waren ganz stolz, soviel in Paris erfahren zu haben.
  • .... Im Geschichtsunterricht (nach der Fahrt) über die Nazizeit wußte ich Daten und Ereignisse, die meine Mitschüler nicht kannten. Ich hatte ja davon im Kolloquium gehört. Mein Lehrer war begeistert und meine Mitschüler staunten. Das war super!

Vorbericht:

Das Franz-Stock-Komitee fährt vom 07.-09. Oktober mit Schülerinnen der weiterführenden Schulen Arnsbergs zu einem Kolloquium „Widerstand von Christen gegen den Nationalsozialismus" nach Paris. Die stellvertretenden Vorsitzenden des Komitees Margreth Dennemark und Rosemarie Goldner haben die Schulen gebeten, ihnen je Schule zwei Schüler zu benennen, die "Französisch" lernen, Interesse an der französischen Sprache, an der Kultur Frankreichs, die aber auch Interesse am Leben und Wirken des Priesters Franz Stock haben. Das Kolloquium der „Les Amis de Franz Stock“ in Frankreich wird von Professor Etienne François, ein deutsch-französischer Historiker der seit mehr als 20 Jahren in Berlin lebt, geleitet.

Mit einem Besuch des Mont Valérien wird die Gruppe sich auf die Spuren von Franz Stock und der von ihm zur Hinrichtungsstätte begleiteten Menschen begeben.

Das ausgefüllte Programm lässt auch noch etwas Raum wenige Plätze zu besuchen, die man in Paris einfach aufsuchen muss.

Das Franz-Stock-Komitee möchte durch dieses Angebot auch das Engagement der Schulen und Schüler würdigen und weiter fördern die französische Sprache zu erlernen. Das Komitee dankt der Sparkasse Arnsberg-Sundern und der Volksbank Sauerland für die finanzielle Unterstützung, die dieses Projekt möglich gemacht hat.

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